Öde

Öde

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öde ['ø:də] <Adj.>:
a) (von einer Örtlichkeit o. Ä.) verlassen und menschenleer, ein Gefühl von Trostlosigkeit vermittelnd:
eine öde Gegend; im Winter ist der Strand öde und leer.
Syn.: einsam.
b) ohne Sinn und Gehalt, ohne Leben und daher jmdm. langweilig, leer erscheinend:
das öde Einerlei des Alltags; öde Gespräche; die Party war, verlief ziemlich öde; sein Dasein erschien ihm öde.
Syn.: fade, langweilig.

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Ode 〈f. 19; Lit.〉 Form des lyrischen Gedichts in freien Rhythmen u. erhaben-feierl. Stimmung ● pindarische \Ode nach dem griechischen Dichter Pindar benannte dreiteilige Form (Strophe, Antistrophe, Epode) der Ode (besonders in der Renaissance- u. Barockdichtung) [<lat. ode <grch. oide „Gesang, Gedicht, Lied“; zu aeidein „singen“]

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Ode, die; -, -n [lat. ode < griech. ōde̅̓ = Gesang, Lied]:
gedanken- u. empfindungsreiches, oft reimloses Gedicht in gehobener [pathetischer] Sprache:
die -n des Horaz.

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Ode
 
[lateinisch, von griechisch ōde̅́ »Gesang«, »Lied«] die, -/-n,  
 1) Literatur: in der griechischen Antike Sammelbegriff für alle zu Musik vorgetragene strophische Dichtung, so die Chorlieder in der Tragödie und die Chorlyrik, v. a. Pindars. Die Chorlyrik kannte keine festen Strophenformen, dagegen entwickelten sich im lyrischen Einzelgesang (Monodie) feste Odemaße, die alkäische Strophe, die asklepiadeischen Verse (Asklepiades), der adonische Vers und die sapphische Strophe. Von der griechischen Literatur wurde die Ode in der nachklassischen Zeit in die römische Literatur übernommen, v. a. von Horaz. Für das neulateinische gesungene Kunstlied führte K. Celtis den Begriff der Ode in die Literatur ein. Sie wurde v. a. in der neulateinischen Dichtung gepflegt, ging aber auch in die nationalsprachliche Literatur der Renaissance und des Barock ein: In Frankreich nahm P. de Ronsard die Form auf; in Italien T. Tasso, später G. Chiabrera, in Spanien Fray L. de León; für die englische Literatur schuf A. Cowley eine abgewandelte Form, die nach ihm benannt wurde, im 18. Jahrhundert eneuerte T. Gray die pindarische Ode. In Deutschland schrieben G. R. Weckherlin, M. Opitz, P. Fleming und A. Gryphius Oden in Anlehnung an das Vorbild Pindars, entscheidend wurde aber im 18. Jahrhundert die Leistung F. G. Klopstocks: er passte die Rhythmisierung des deutschen Verses nach dem Wortakzent den antiken Versmaßen an (»Von der Nachahmung des griechischen Silbenmaßes im Deutschen«, 1756), schuf aus antiken Metren neue Strophenformen bis hin zu den in freien Rhythmen gehaltenen Odenformen (»Die Frühlingsfeier«, »Der Zürchersee«). Der heutige Begriff der Ode als eines pathetischen, feierlichen Gedichts ist stark durch Klopstock geprägt. In seiner Nachfolge, verbunden mit einer nicht mehr eindeutigen terminologischen Abgrenzbarkeit von Hymne und Ode, stehen die Oden des Göttinger Hains und die Lyrik des jungen Goethe in freien Rhythmen. Für den Sturm und Drang war u. a. Pindar ein wichtiges Vorbild. Einen zweiten Höhepunkt erreichte die deutsche Ode mit F. Hölderlin (»An die Parzen«, »Abendphantasie«). In der englischen Literatur erlebte die Odendichtung in der Romantik als Medium lyrischer Meditation eine neue Blüte (u. a. W. Wordsworth, S. T. Coleridge, P. B. Shelley, J. Keats); in die russische Literatur wurde sie von dem Klassizisten G. R. Derschawin eingeführt, an ihn knüpften später u. a. A. A. Delwig, W. K. Kjuchelbeker und J. A. Baratynskij an. Von den Odendichtern des späteren 19. Jahrhunderts ist v. a. der Italiener G. Carducci zu nennen. In Deutschland gestalteten der Münchner Dichterkreis und v. a. A. von Platen die horazischen Odenformen nach. R. A. Schröder, R. Borchardt, F. G. Jünger und J. Weinheber bemühten sich im 20. Jahrhundert um eine Neubelebung. Für die französische Ode setzte P. Claudel mit den »Cinq grandes odes« (1910) neue Maßstäbe. Eine kongeniale Verbindung klopstockscher Formkunst mit moderner Sprache gelang J. Bobrowski.
 
 
K. Viëtor: Gesch. der dt. O. (1923, Nachdr. 1961);
 C. Maddison: Apollo and the nine. A history of the ode (London 1960);
 K. Schlüter: Die engl. O. (1964);
 J. Jump: The ode (London 1974);
 K.-G. Hartmann: Die humanist. O.-Komposition in Dtl. (1976).
 
 2) Musik: Antike Oden wurden vereinzelt schon im Mittelalter, v. a. aber im Humanismus neu vertont, einstimmig und homophon mehrstimmig. Das wiederum gab die Anregung zur Neudichtung und Komposition neulateinischer und volkssprachlicher Oden mit geistlichem oder weltlichem Inhalt. Kennzeichnend für Odenkompositionen sind Einfachheit, strophische Gliederung und Beachtung des Textmetrums. Doch hat sich, gerade aufgrund dieser Merkmale, die Ode nie zu einer eigenständigen musikalischen Form entwickelt.
 

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Ode, die; -, -n [lat. ode < griech. ọ̄de̅́ = Gesang, Lied]: gedanken- u. empfindungsreiches, oft reimloses Gedicht in gehobener [pathetischer] Sprache: die -n des Horaz; diese O. ist in freien Rhythmen geschrieben; Ü der Film versteht sich als O. an die Freundschaft.

Universal-Lexikon. 2012.

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